History Porn Teil CX: Geschichte in 40 Wahnsinns-Bildern
«History Porn, hihihi, ja, ich hab wirklich sehr viele Telefone, das stimmt ...»
Nun, die Wählscheibe versteckt sich aber auch gut ...
Das ist natürlich Teil des todschicken Designs, das in der schwedischen Ericsson-Stube ausgetüftelt und 1956 auf den Markt gebracht wurde. Das schnurlose Wunder bekam den Namen Ericofon – oder Kobra, weil ja. In den USA nannte man es wegen seiner Herkunft auch liebevoll Scandiphone. Und jeder wollte es haben; nach einem halben Jahr überstieg die Nachfrage die Produktionskapazität um 500 Prozent.
König(in) der Täuschung
Danzig, Deutsches Kaiserreich, 1912:
Steht da auf dem Bauch des in der Mitte stehenden Revuegirls etwa der Name Romm ... ?! Ja, Rommel. Erwin mit Vornamen. Seines Zeichens deutscher Berufsoffizier. Von Hitler höchstpersönlich nach Nordafrika geschickt, um den italienischen Verbündeten zu Hilfe zu eilen, die Ende 1940 beim Versuch, Ägypten zu erobern, die Cyrenaika (östliches Libyen) an die Briten verloren hatten.
Dort brachte Rommel seine auf der Kriegsschule eingeübten Täuschungsmanöver zur Vollendung. Ein Mann, der die Panzer bei seiner Willkommensparade in Tripolis mehrmals an der Tribüne vorbeifahren lässt, um es den britischen Spionen unmöglich zu machen, die Dimension seiner Streitkraft richtig einzuschätzen.
Als er Ende Januar 1941 vom Nachrichtendienst vernimmt, dass die britische Front nur dünn besetzt ist, dass General Sir Claude Auchinlecks Truppen derzeit noch über hunderte von Kilometern verteilt sind, bläst er zum Angriff. Leise allerdings und so heimlich, dass er weder seine deutschen noch seine italienischen Vorgesetzten davon in Kenntnis setzt. Den Briten wiederum bereitet er eine kleine Abzug-Show und lässt dafür bei der Mersa-el-Brega-Stellung leere Häuser und Schiffswracks in die Luft jagen.
Der Überraschungsangriff gelingt: Innerhalb von zwei Wochen erobert Rommels Panzerarmee die gesamte Cyrenaika zurück – und dringt weiter vor. Seine Männer basteln Panzerattrappen aus Sperrholz und VW-Fahrgestellen, schrauben Propeller an ihre Lastwagen, mit denen nun Unmengen an Wüstenstaub aufwirbelt werden, um den Eindruck zu erwecken, dass da draussen noch viel mehr von ihnen herumführen.
Am 21. Juni nimmt Rommel die Festung Tobruk im Handstreich ein. Eine Katastrophe für die Briten, Churchill wird später in seinen Memorien schreiben:
Roosevelt schickt 300 Panzer und 100 Landfahrzeuge in den Nahen Osten.
Für seine Schlauheit und List, seine überraschende Wendigkeit und die Gabe, mit begrenzten Ressourcen zu kämpfen, bekam er von den Briten den Spitznamen Desert Fox, Wüstenfuchs.
Damit erklärten sie zugleich, warum sie das Deutsche Afrikakorps noch immer nicht in die Knie gezwungen hatten: Schuld trug allein dessen genialer Führer und Stratege Erwin Rommel, der nun, 50-jährig, von einem freudentaumelnden Hitler zum jüngsten Generalfeldmarschall der Wehrmacht ernannt wird.
Propagandaminister Goebbels notiert in sein Tagebuch:
Und der Generalfeldmarschall stösst weiter nach Ägypten vor. Er will zum Nil, zum Suez-Kanal. Doch bei El Alamein, 100 Kilometer vor Alexandria, ist Schluss.
Die Vorräte sind versiegt. Die britische Marine beherrschte inzwischen die Nachschubwege über das Mittelmeer, zwei Drittel der Transporte gingen verloren. Männer, Panzer, Benzin waren knapp geworden. Und der übrig gebliebene Rest war nicht genug, den schnell wieder aufrüstenden Reihen der Briten entgegenzutreten.
An diesem Punkt half keine Täuschung mehr. In der ersten Schlacht von El Alemein hatten Rommels Truppen ihren Feind noch abwehren können, nach der zweiten befahl der Generalfeldmarschall am 4. November 1942 gegen Hitlers ausdrücklichen Befehl den Rückzug seiner heillos entkräfteten Truppen.
Im Mai 1943 kapitulieren die deutsch-italienischen Truppen in Tunesien. Zu diesem Zeitpunkt hatte Rommel Afrika bereits ohne das Wissen der Öffentlichkeit verlassen, um in der Heimat trotz Niederlage zur Propagandafigur aufzusteigen; zum General des Volkes, zum Helden, der mit staubverdreckter Brille an vorderster Front mitkämpft.
Auf gehts, Ladies!
Paris, Frankreich 1908:
Wie man sich so zeigte damals auf der Pferderennbahn Longchamp.
Kinderehe
Sneedville, Tennessee, USA, 1937:
Das sind Eunice Winstead und Charlie Johns. Sie ein neunjähriges Mädchen, er ein 22-jähriger Tabakbauer, der nebenan wohnte.
Am 19. Januar 1937 erzählte Eunice ihren Eltern, sie würde eine Puppe kaufen gehen. Dass die Puppe ein Hochzeitgeschenk werden würde, wussten die Eltern nicht.
Der Baptistenprediger Walter Lamb machte das Mädchen für einen Dollar (heute 22 Dollar) zu Charlies Ehefrau, deren Alter dieser auf der Urkunde auf 18 Jahre anhob.
Und obwohl Eunices Mutter ihre Tochter erst für zu jung für eine Hochzeit hielt, stimmte sie der Verbindung schliesslich zu. Sie selbst hatte mit 16 geheiratet, ihre Schwester mit 13, eine gesetzliche Festlegung des heiratsfähigen Alters gab es nicht. Und Charlie brachte 50 Hektar Bergland und mehrere Maultiere mit in die Ehe.
Zehn Tage nach der Hochzeit erfuhr die Presse davon; das «Life Magazine», die «New York Times», die «Times» berichteten ausführlich über das Paar, das Foto mit Eunice, ihrer Puppe und ihrem Ehemann hatte bald das ganze Land gesehen.
Der Skandal führte dazu, dass in Tennessee die Eheschliessung von Personen unter 16 Jahren verboten wurde, selbst wenn die Eltern zustimmten. Bei guter Begründung, also einer nachweislichen Schwangerschaft, konnte der Richter die Beschränkung aufheben. Ohne Verklausulierung gesprochen und den historischen Tatbestand in heutige Begriffe übersetzt, heisst das: Dem Vergewaltiger wurde damit ermöglicht, sein minderjähriges Opfer zu heiraten.
Das Bildungsgesetz zog nach und befreite «verheiratete Kinder» von der Schulpflicht. Jene Befreiung sorgte im Falle von Eunice dafür, dass sie niemals lesen und schreiben lernte.
Dafür kann sie nach zwei Jahren Ehe «ziemlich gut melken und waschen», sagt Charlie dem Knoxville Newspaper. Übers Kochen wisse sie aber noch nicht so viel.
1942, im Alter von 14 Jahren, bekommt Eunice ihr erstes Kind; Evelyn. Es folgen weitere acht.
Und als Evelyn 17 ist und den 20-jährigen John Antrican heiraten will, willigt ihr Vater nicht ein. Es ist das Jahr 1960, Minderjährige benötigen die Zustimmung ihrer Eltern für eine Ehe. Doch die beiden tun es auch ohne Charlies Segen, fügen unter Eid ihrem Leben ein Jahr hinzu und brennen durch.
Zwei Mal lässt Charlie seinen Schwiegersohn verhaften; wegen Entführung und Meineid. Und seine Tochter wundert sich. Warum ist ihr Vater bloss so verärgert?
«Schliesslich hat Papa Mama geheiratet, als sie erst 9 Jahre alt war», sagt sie dem «Knoxville Journal».
Eunice und Charlie blieben 60 Jahre lang verheiratet, bis er 1997 verstarb.
Ursurfer
Waikiki Beach, Honolulu, Hawaii, 1898:
Der Surfer Charles Kauha mit Lendenschurz (Malo) und einem Alaia-Surfbrett, dem traditionellen Holzbrett, mit dem die Ureinwohner Hawaiis den Wellen begegneten.
Absinth für zwischendurch
Paris, Frankreich 1895:
Ein Werbeplakat für Absinth, gestaltet vom italienischen Künstler Nicolas Francisco Tamagno (1862–1933).
Peep Show
USA, 1940er:
Nananana, was erspäht dieser Junge denn Sündiges in dieser «What-the-Butler-Saw»-Gerätschaft? Für einen Cent kann er hier sehen, was der Diener gesehen hatte, nämlich die «Wiggling Wonders» («Wackelnde Wunder»).
Jene Münz-Apparate nannte man auch Mutoskop, mit einer Kurbel konnte der Kunde sich eine Serie von Einzelbildern vorführen lassen, woraus sich dann ein kleines schmutziges Filmchen ergab.
Solche «Peep Show»-Kästen standen auf Jahrmärkten, in Vergnügungsparks oder Bahnhöfen.
Vergangene Wunder
New York, USA:
Die Aérospatiale-BAC Concorde, kurz Concorde (französisch für Eintracht, Einigkeit), war das erste Überschall-Passagierflugzeug im Linienflugdienst: Ein Gemeinschaftsprojekt der Air France und der British Airways, das 1976 den Passagierdienst aufnahm. Diese Maschine flog in 3 bis 3,5 Stunden von Paris oder London nach New York. Moderne Unterschallflugzeuge benötigen für dieselbe Strecke zwischen 7 und 8 Stunden.
Allerdings durfte sie den John F. Kennedy International Airport bis zum 22. November 1977 nicht anfliegen; Lärmschutzbestimmungen und Proteste gegen Überschallknalle verhinderten dies.
Dadurch, dass das Flugzeug die Schallmauer durchbricht, entsteht ein sogenannter Knallteppich auf dem Boden; an jedem Punkt unter der Flugroute kann man die Concorde hören, ein ohrenbetäubender Krach von bis zu 120 Dezibel, nahe der Schmerzgrenze also, von dem bloss Pilot und Passagiere verschont bleiben, weil sie schneller fliegen als der Schall.
Aus diesem Grund flog die Concorde nur über unbewohntem Gebiet mit Überschallgeschwindigkeit; auf ihrer gewohnten Strecke also über offenem Meer.
Dort konnte sie eine Geschwindigkeit von 2405 km/h erreichen. Sie war so schnell, dass man um 10.30 Uhr in London losfliegen konnte und um 9.25 Uhr Ortszeit in New York ankam; zurück in die Zukunft. Wobei die Sonne rückwärts zu wandern schien: Man war schneller, als die Erde sich dreht.
Und sie flog so hoch – 17,7 Kilometer – an den Rand des Alls (laut Kármán-Linie beginnt der Weltraum bei 100 km, laut NASA und US Air Force bereits in 80 km Höhe), wo der Himmel dunkler und die Erdkrümmung sichtbar wird. Die Maschine dehnte sich um 14 Zentimeter und die kleinen Fenster wurden während des Überschallfluges ganz warm.
Auf Werbeplakaten konnte man sie nun bestaunen, wie sie über die Skyline von Manhattan flog. Die Concorde und das World Trade Center standen sinnbildlich für die meisterhafte Verquickung von Geschwindigkeit und Höhe; zwei technische Wunderwerke, die sich denselben Horizont teilen.
Dann kam der 11. September 2001. Die Terroranschläge vernichteten nicht nur 2996 Leben und die Twin Towers, sondern auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Flugverkehr.
Niemand wollte mehr fliegen. Und schon gar nicht mehr mit der teuren Concorde, deren Air-France-Flug 4590 ein knappes Jahr zuvor kurz nach dem Start 113 Todesopfer gefordert hatte. Danach wurde sie für über ein Jahr ausser Betrieb genommen. Und als sie am 7. November 2001, nur zwei Monate nach den Anschlägen, den Betrieb wieder aufnahm, stieg niemand mehr ein.
Hinzu kamen steigende Wartungskosten für die 20 Maschinen und der enorm hohe Treibstoffverbrauch, sprich: Die Concorde war ein technisches Meisterwerk, aber ein kommerzielles Desaster. Am 26. November 2003 trat sie ihren allerletzten Flug an; von London-Heathrow zum Herstellerwerk in Filton.
Wenn die Zahnärztin kommt
Luzern, Schweiz, 1978:
Viele von uns haben lebhafte Erinnerungen an diese kollektive Elmex-Zahnputzorgien an den langen Waschbecken. Besonders an die Gelée-Version in der kleinen Tube ...
Seit 1998 fährt der offizielle Schulzahnbus oder eben der Elmex-Bus in die Schulen, um bewaffnet mit besagter Paste, passenden Zahnbürsten, Sanduhren und Zahnputzbechern allerlei Kinderzähne rein zu schrubben.
Die Karies bekämpfende Zahnputz-Gesellschaft gegründet haben die Elmex-Forschungsabteilung (GABA-Gruppe) gemeinsam mit der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO), der Stiftung für Schulzahnpflege–Instruktorinnen (SZPI) und der Schweizerischen Gesundheitsförderung RADIX.
Man kann also sagen: Elmex ist praktisch institutioneller Teil der Schweizer Schulzahnpflege geworden.
Absinth für zwischendurch
Brüssel, Belgien, 1896:
Das berühmte «Absinthe Robinette»-Plakat des belgischen Jugendstil-Künstlers Henri Privat-Livemont (1861–1936).
Von den Besten lernen
Monaco, 1998:
Um im Film «Driven» (2001) einen glaubwürdigen Ex-Rennfahrer abzugeben, besuchte Sylvester Stallone Michael Schumacher unter anderem beim Grand Prix in Monaco, wo er sogar in dessen Ferrari F300 sitzen darf.
Seit der siebenfache Formel-1-Weltmeister im Juni 2014 aus dem Koma erwacht ist, hat man nichts mehr über seinen Gesundheitszustand gehört: Seine Familie hat sich dazu entschieden, der Öffentlichkeit «keine permanent aktualisierten Wasserstandsmeldungen» zu geben, um ihre Privatsphäre zu schützen.
Überlebensmittel Wodka
Moskau, Russland, 1991:
Käuferinnen in der Smolensky-Strasse stehen an der Theke eines Spirituosengeschäfts Schlange, um Wodka zu kaufen.
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach auch die Versorgung in den Grossstädten der ehemaligen Sowjetstaaten zusammen: Die Menschen standen vor leeren Regalen oder in langen Warteschlangen.
Alkohol wurde zum universellen Zahlungsmittel, weil man mit dem durch die Hyperinflation wertlos gewordenen Rubel nichts mehr kaufen konnte. Lehrpersonen, Handwerker, Fabrikarbeiterinnen, sie alle wurden in Wodka bezahlt, Unternehmen konnten teilweise selbst ihre Steuern in Wodka begleichen.
Alkohol war haltbar, transportabel und immer gefragt. Er wurde aber nicht nur getauscht, er wurde auch getrunken. Nach dem Ende von Gorbatschows Anti-Alkohol-Kampagne so reichlich, dass der Durchschnittswert unter Jelzins Präsidentschaft (1991–1999) pro Tag und Mann bei knapp einem halben Liter Wodka lag, was massive Auswirkungen auf die Lebenserwartung hatte: 1994 betrug sie für russische Männer 57 Jahre. Zum Vergleich: In Westeuropa lebten Männer 16 Jahre länger.
Forderung einer «weissen Behandlung»
Deutsches Reich, Berlin, 1933:
Vor dem Berliner Dom versammeln sich Anhänger der NSDAP, um gegen den Versailler Vertrag zu demonstrieren, der sich an diesem 28. Juni zum 14. Mal jährte. Schmach- oder Schandfrieden nannten sie jene Besiegelung des Kriegsendes, die ohne deutsche Beteiligung 1919 in Paris von Frankreich, Grossbritannien und den Vereinigten Staaten ausgehandelt worden war. Und tatsächlich empfanden viele Deutsche den Vertrag als Demütigung, er wurde parteiübergreifend als «Diktat» abgelehnt, besonders der Kriegsschuldartikel und die hohen Reparationszahlungen von 6,6 Milliarden Pfund stiessen auf Missfallen.
Die konstante Mobilmachung der Nationalsozialisten gegen den Vertrag stiess also auf offene Ohren. Damit sollten auch ihre aussenpolitischen Ziele legitimiert werden.
Mit den Transparenten «Löst die Ketten von Versailles» und «Deutschland ist kein Negerstaat» taten sie ihren Unmut kund und verglichen ihre ungerechte Behandlung direkt mit jener, welche den Menschen in den europäischen Überseekolonien widerfuhr. Sie knüpften damit an die koloniale Hierarchievorstellung Europas dieser Zeit an, welche die Welt in zivilisierte und primitive Völker unterteilte, in Rechtgläubige und Heiden, in Weisse und Schwarze.
Sprich: Politische Unterordnung kann allein durch «rassische Minderwertigkeit» gerechtfertigt werden, das liegt im Falle des Deutschen Reiches aber nicht vor – so die Argumentation.
Militarisierung des zivilen Lebens
Paris, Frankreich, 1939:
Nach den fürchterlichen Erfahrungen mit Giftgas als Massenvernichtungswaffe im Ersten Weltkrieg wollte man dieses Mal vorbereitet sein. Im besten Fall mit Gasmasken für alle. Auch für die Hunde.
Schliesslich hatten diese keine unerhebliche Rolle im Krieg, sie waren bereits mit Gasmasken ausgerüstet als Boten im Einsatz zwischen den Schützengräben gewesen, hatten Wachdienst geschoben, in der Aufklärung gedient und medizinische Versorgungsgüter transportiert. Rund eine Million Hunde liessen im Ersten Weltkrieg ihr Leben.
Und auch im Zweiten Weltkrieg würden sie zu zehntausenden an der Seite der Männer kämpfen.
Absinth für zwischendurch
Paris, 1896:
Gesünder als dieser speckig glänzende Kerl kann man ja wirklich kaum aussehen!
Das ist nur möglich mit diesem speziellen Absinth, der natürlich nicht wirklich mit Sauerstoff angereicht worden war. Die sauerstoffbasierte Herstellung war die reinste Marketingerfindung. Damit sollten alle schädliche Substanzen eliminiert werden, die, so glaubte man damals, «Absinthismus» verursachten: Besonders das Nervengift Thujon, das Schwindel, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und sogar Blindheit auslösen könne. Berauscht davon, könnte man durchaus mal auf die Idee kommen, sich ein Ohr abzuschneiden.
Mit der oxidierten und demnach gereinigten Absinth-Version passiert so etwas aber eben nicht, will dieses Plakat uns sagen. Die Ironie dabei: Weder die toxische und psychoaktive Wirkung von Absinth, noch die Sauerstoff-Anreicherung waren real, da wurde ein Mythos mit einem Mythos bekämpft.
Die Leiden des Absinthtrinkers waren am Ende einfach nur die Leiden eines gemeinen Alkoholikers – verstärkt durch den darin enthaltenen, hochprozentigen und teilweise minderwertigen Industrie-Alkohol.
Wegzehrung
Essex, England, 1973:
Achtung, riesiger Pflanzenfresser unterwegs vom englischen Remsgate in Kent nach Aviemore in den schottischen Highlands. Dort sollte das 5 Meter hohe und 14 Meter lange Glasfaser-Modell eines Cetiosaurus bald einen prähistorischen Park zieren.
Auf dem Weg in sein neues Zuhause wurde er von einem Verkehrspolizisten kurz aufgehalten und gestreichelt, bevor er seine Reise nach Norden fortsetzte.
Radiohören ...
Karczew, Polen, 1932:
... und Zeitung lesen gleichzeitig. Das ist fast wie Fernsehen.
Das Lachen der Unterdrückung
White House, Washington, D.C, USA, 1917:
Am 10. Januar 1917 begannen zwölf Frauen der National Woman's Party (NWP) unter der Führung von Alice Paul die erste Mahnwache vor dem Weissen Haus. Sie standen sechs Tage die Woche mit Bannern in den Farben Lila, Weiss und Gold und forderten schweigend: «Mr. President, How Long Must Women Wait For Liberty?»
Am 13. August griff eine 3000 Menschen starke Menge die Suffragetten an; Männer rissen den Frauen gewaltsam die Banner aus den Händen und bewarfen sie mit Eiern und Tomaten. Zwei von ihnen wurden verhaftet – und die Öffentlichkeit war empört, dass die Suffragetten nicht hinter Gitter kamen.
Und so änderte man dies: In der Folge wurden über 500 Frauenrechtlerinnen verhaftet, 168 von ihnen kamen ins Gefängnis, wo sie von den Wärtern misshandelt und zwangsernährt wurden, wenn sie in Hungerstreik getreten waren.
Jene brutale Behandlung trug schliesslich massgeblich dazu bei, dass die öffentliche Sympathie die Seiten wechselte. Am 9. Januar 1918 kündigte Präsident Wilson seine Unterstützung für das Frauenwahlrecht an.
Und ab dem 26. August 1920 stand es als 19. Zusatzartikel in der amerikanischen Verfassung.
Velizh, Smolensk, UdSSR, 1942:
Deutsche Soldaten prüfen die Stabilität ihres Galgens, bevor sie fünf Partisanen hinrichten. Das Foto wurde zusammen mit dem Danach-Bild bei einem deutschen Offizier gefunden, der in der Nähe von Yaropolets getötet wurde. Das schreibt die sowjetische Zeitung «Prawda», welche die Bilder am 6. Februar 1942 veröffentlicht.
Absinth für zwischendurch
Paris, Frankreich um 1900:
Noch einmal ein bisschen Absinth, dieses Mal auf einem Werbeplakat des französischen Künstlers Henri Thiriet (1873–1946).
Sicherheit geht vor
USA, 1969:
Selbst wenn das bedeutet, das Baby kurz in einen leeren Mülleimer zu stecken, damit man mal in Ruhe häkeln kann.
Arnie forever
USA, 1985:
Das ist Arnold Schwarzenegger mit der 12-jährigen Alyssa Milano im Actionfilm «Commando». Er spielt darin ihren Vater, einen pensionierten Special-Forces-Agenten, und zusammen führen sie ein ruhiges Leben in den Bergen – bis es nicht mehr ruhig ist: Sie wird entführt, er muss sie retten.
Und wie man sieht, hatten die beiden es auch hinter den Kulissen gut zusammen. Milano erinnert sich gern an die Zeit zurück, Arnold Schwarzenegger habe es geschafft, dass sie sich selbst in einem so intensiven und gewalttätigen Film sicher gefühlt habe, sagt sie.
Mit «Porn» können im Englischen auch TV-Shows, Artikel oder eben Fotos gemeint sein, die ein übermässiges, unwiderstehliches Verlangen nach oder Interesse an etwas befriedigen sollen.